Satire:
ist eine Kunstgattung
(Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung (!), Ironie
(!!) und beißenden Spott an Personen oder Ereignissen Kritik übt,
sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert und mit
scharfem Witz geißelt.
Ganz ehrlich? So weit
trifft diese allgemeine Definition auch genau den Sinn, den ich
hinter dem Begriff der Satire fortwährend gesehen habe.
Doch Satire als Anlass für
Terror? Satire als Auslöser für Mord?
Geht mir nicht in den
Kopf.
„Pure Herabsetzung und
die Verletzung der menschlichen Würde sind für mich schlechte
Satire.“, so Jürgen Kessler als Leiter des Deutschen
Kabarettarchivs.
Doch wo ist da die Grenze?
Und wer darf bestimmen, wo
sie langläuft?
Fühlte ich mich
persönlich angegriffen, als Gerhard Haderer 2002 die berühmte Jesus
Karikatur veröffentlichte? Dargestellt als Weihrauch-Kiffer...und
das ist bei weitem nicht die einzige berühmte Karikatur von ihm.
Einige haben es sogar in die Religionsbücher geschafft.
Definitiv nein.
Und ein weiteres ganz
klares NEIN:
es darf nicht sein, dass
Angst die Meinungsfreiheit einschränkt.
Doch leider ist genau das
an vielen Stellen der Fall.
So sagt z.B. der
Comic-Zeichner Ralf König, dass er sich aus „Mangel an
Lebensmüdigkeit“ noch nicht viel mit dem Islam befasst hat und
dass die „Angst die Kreativen längst an den Eiern habe.“
Mir stellt sich in diesem
Kontext die Frage, was Satire eigentlich will.
[12.01.2015]
◻ Alles
◻ Alles, abgesehen von Witzen gegen meinen Lieblingsverein und die deutsche Nationalmannschaft
◻ Alles, aber dabei darf sie natürlich die Grenze der Satire nicht überschreiten
◻ Alles, aber sie muß dabei auf religiöse Gefühle Rücksicht nehmen, vor allem auf meine
◻ Alles, aber vor allem ist Satire dazu da, um irgendwelche Karikaturen nachzudrucken
◻ Alles, außer sich erschießen lassen
◻ Alles, außer Tiernahrung
◻ Alles, abgesehen von Witzen gegen meinen Lieblingsverein und die deutsche Nationalmannschaft
◻ Alles, aber dabei darf sie natürlich die Grenze der Satire nicht überschreiten
◻ Alles, aber sie muß dabei auf religiöse Gefühle Rücksicht nehmen, vor allem auf meine
◻ Alles, aber vor allem ist Satire dazu da, um irgendwelche Karikaturen nachzudrucken
◻ Alles, außer sich erschießen lassen
◻ Alles, außer Tiernahrung
Spannend und
aufschlussreich las ich in diesem Kontext den Kommentar von Tim
Wolff, Chefredakteur meines Lieblings-Satire Magazins „Titanic“
(das ist es nicht zuletzt wegen der glorreichen Mitarbeit von Max
Goldt).
Dieser schreibt, dass
Komik ein Mittel sei, um dem Ernst des Lebens Herr zu werden.
Je ernster also die Lage,
desto wichtiger wird der Humor.
Warum?
Das ist doch respektlos,
mögen kritische Stimmen meinen
Nein, finde ich definitiv
nicht.
Denn Komik schafft es wie
nichts anderes, eine Distanz zu eindrücklichen Ereignissen zu
schaffen.
Und genau das trifft es:
Sie will nicht verspotten, sie will keine fundamentale Wahrheit verbreiten, sie will nicht
demütigen.
Sie will eine Brücke des
Humors bauen, auf der wir stehen und uns kurzzeitig aus der Ferne den
vertrackten Sachverhalt vor Augen führen.
Nichts ist doch
befreiender, in einem schlimmen Streit zumindest kurz gemeinsam über
etwas lachen zu können. Es tut gut, macht den Kopf kurz leer und es
will einen kurzen Moment lang dem Ernst und der Explosivität die
Macht nehmen, ihr den Boden entziehen.
Warum aber verachten
religiöse Fanatiker Satire in einem solch krassen Maße wie in Paris
diesen Jahres?
Ganz einfach: sie glauben
an die EINE, EWIGE WAHRHEIT.
Diese steht fest und ist unabänderlich, sie ist monumental, richtungsweisend und unflexibel. Nicht der Zeit angepasst. Vorausgesetzt, man versteht sie im fundamental und unkritischen Sinne. Diese eine Wahrheit zerstört Demokratie und mit ihr all die Grundwerte, die ihr zugrunde liegen.
Diese steht fest und ist unabänderlich, sie ist monumental, richtungsweisend und unflexibel. Nicht der Zeit angepasst. Vorausgesetzt, man versteht sie im fundamental und unkritischen Sinne. Diese eine Wahrheit zerstört Demokratie und mit ihr all die Grundwerte, die ihr zugrunde liegen.
Und das ist genau das, was
Glaube nicht soll. Ja, mein Glaube ist angreifbar. In seiner äußeren
Form. Ich kann über einen kiffenden Jesus lachen, ohne dass ich mich
in meinem inneren wahren Glauben angegriffen fühle. Ich lache über
Karikaturen der katholischen Kirche, ohne dass mein Glaube in seinen
Manifesten erschüttert ist. Weil er in mir ist. Und mir das keiner
nehmen kann.
Aber radikale Vertreter
des heiligen Ernstes müssen Satire zwangsläufig als beleidigend
empfinden. Wieso?
Weil der Witz in ihren
Augen diese Wahrheit bedroht...und mit dieser Bedrohung kann der
religiöse Fanatiker nicht umgehen.
Natürlich kann Satire als
Beleidigung aufgefasst werden. Und das darf sie auch. Solange sich
beide Seiten mit den Waffen des Wortes oder der Zeichnung bekämpfen
und nicht mit Maschinenpistolen.