Eine Geschichte verfasst für mein Patenkind Mika.
Auf dass du deinen eigenen Weg zum Glück finden wirst!
Es war einmal ein kleiner
Dachs, der lebte mit vielen anderen Tieren zusammen in einem
wunderschönen Wald. Der kleine Dachs lebte sehr gerne in diesem Wald
und hatte seit seiner Geburt auch nie einen anderen Ort
kennengelernt.
Natürlich hatte er viele Bekannte, da war z.B. die
Familie Maus, die direkt neben seinem Bau ihr Nest hatte oder die
Familie der Uhus, die direkt über der Familie Maus in der Baumkrone
lebte. Denn der Wald war ein Ort, an dem viele Tierfamilien ihr
Zuhause hatten und in dem alle friedlich miteinander lebten.
Eines Morgens, der kleine
Dachs war gerade aufgestanden, da fragte er sich, was er an diesem
herrlichen Sonnentag unternehmen sollte. Er überlegte nicht lange
und dachte bei sich:
„Die Familie Maus habe
ich schon lange nicht mehr besucht, es wird Zeit, dass ich mich bei
ihnen mal wieder sehen lasse!“
Also machte sich der
kleine Dachs auf den Weg zur Familie Maus. Dort angekommen, tobten
die kleinen Mäusekinder schon wild durch die Gegend, wie es eben
ihre Art war. Hin und her und Hin und Her, so schnell, dass man ihnen
manchmal mit den Blicken gar nicht zu folgen vermochte.
„Was treibt ihr an
diesem wunderschönen Tag?“, fragte der Dachs die Mäusekinder.
„Siehst du doch, wir toben durch die Gegend, denn das ist unser
Lieblingsspiel!“ „Das ist euer Lieblingsspiel? Aber das ist doch
total sinnlos und macht überhaupt keinen Spaß! Ich dachte, wir
könnten vielleicht was zusammen unternehmen?!“, sagte der Dachs zu
den Mäusekindern.
„Aber du kannst doch mit uns spielen, komm,
versuche es, denn es macht wirklich viel Spaß hier in der Sonne zu
tollen!“
„Nein danke, das ist mir nun wirklich zu blöd!“,
sprach der Dachs und machte sich enttäuscht von dannen. „Aber du
hast es ja noch nicht mal probiert!“, sprachen die Mäusekinder
„Meckern ist einfach, schlag doch selbst was vor! Was ist denn dein
Lieblingsspiel?“, fragten die Kleinen, doch da hatte sich der Dachs
schon auf den Weg gemacht und die Mäusekinder sahen nur noch seinen
gestreiften Rücken.
Am nächsten Morgen
wachte der Dachs erneut auf und dachte bei sich: „Was kann ich denn
heute schönes unternehmen? Ach, ich werde die Familie Uhu besuchen,
die haben mich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.“ Also
machte sich der kleine Dachs auf den Weg und erreichte die Familie
Uhu recht schnell, denn schließlich wohnte die Familie nicht weit
vom Dachs entfernt. Bei der Familie Uhu angekommen, sah der kleine
Dachs Vater und Mutter Uhu auf ihrem üblichen dicken Ast sitzen.
Neben den beiden hockten die beiden kleinen Uhukinder und sahen
ebenfalls in die Ferne.
„Einen schönen guten Morgen zusammen! Was
treibt ihr denn da?“, fragte der kleine Dachs die Uhufamilie. „Wir
sitzen hier, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und
beobachten die Gegend!“, antwortete Mama Uhu und betrachtete den
kleinen Dachs von ihrem Ast aus. „Ach so, aber das ist doch total
blöd, was soll das denn für einen Sinn machen?“, sprach der
kleine Dachs und sah mit skeptischem Blick zum Ast hinauf. „Was das
für einen Sinn machen soll? Das ist eben unsere
Lieblinsbeschäftigung, komm hoch und probiere es aus. Es wird dir
gefallen!“, sprach Vater Uhu und sah den kleinen Dachs
erwartungsvoll an. „Nein danke, also wirklich nicht, so hatte ich
mir meinen Tag nicht vorgestellt. Ich wollte etwas Schönes
unternehmen!“ sagte der kleine Dachs enttäuscht und drehte der
Familie den Rücken zu. „Aber hier zu sitzen ist doch was
Schönes...und nur zu meckern ist ja leicht, schlag doch deine
Lieblingsbeschäftigung vor!“, sprach die Uhumama, doch da hatte
sich der kleine Dach schon wieder auf den Heimweg gemacht.
Genau dieser Prozess
wiederholte sich die nächsten Tage: weder das Treiben im Wasser der
Familie Otter noch das Springen im Feld der Familie Reh sagte dem
kleinen Dachs zu.
So lag er traurig in
seinem Bau und dachte nach. Es war nämlich nicht so, dass er die
Fragen der Tierfamilien nach seiner Lieblingsbeschäftigung nicht
gehört hatte. Nein, gehört hatte er sie sehr wohl. Nur wollte ihm
auf diese Frage einfach keine Antwort einfallen. Das machte den
kleinen Dachs sehr sehr traurig und er wusste sich keinen Rat. So
trauerte der kleine Dachs viele Tage lang in seinem Bau vor sich hin.
Doch plötzlich fiel ihm endlich die Lösung ein, wer ihm bei seinem
Problem helfen konnte. „Natürlich, warum bin ich denn da nicht
eher drauf gekommen?! Ich frage den alten schlauen Fuchs um Rat!“.
Der alte schlaue Fuchs lebte am Ende des Waldes und jedes Tier
wusste, dass man sich, wenn man mal gar nicht mehr weiter wusste,
sich an den Fuchs wenden konnte. Zwar hatten viele Tiere großen
Respekt vor ihm und machen auch ein kleines bisschen Angst, dennoch
war der Rat des Fuchses zumeist sehr hilfreich.
Freudig darüber, endlich der Lösung seines Problems ein Stück näher gekommen zu sein, machte sich der kleine Dachs auf den langen Weg. Zwei ganze Tage und zwei Nächte dauerte die Reise zum Fuchs, doch endlich erblickte der kleine Dachs aus der Ferne den Bau des alten weisen Fuchses. Mit mulmigen Gefühl im Bauch rief der kleine Dachs:
Freudig darüber, endlich der Lösung seines Problems ein Stück näher gekommen zu sein, machte sich der kleine Dachs auf den langen Weg. Zwei ganze Tage und zwei Nächte dauerte die Reise zum Fuchs, doch endlich erblickte der kleine Dachs aus der Ferne den Bau des alten weisen Fuchses. Mit mulmigen Gefühl im Bauch rief der kleine Dachs:
„Alter
weiser Fuchs, bist du zu Hause? Ich will dich um deinen Rat bitten!“.
Doch nichts passierte. Schon in Sorge darüber, dass der Fuchs nicht
zu Hause sein könnte, wurde der kleine Dachs sehr unruhig. Doch
endlich streckte der Fuchs seinen Kopf aus dem Bau und sprach: „Du
willst meinen Rat? Das habe ich mir schon gedacht. Mich wundert nur,
dass du jetzt erst bei mir erscheinst! Komm mit in meinen Bau und
höre dir an, was ich dir zu sagen habe!“
Verwundert darüber, was
der Fuchs gesprochen hatte, folgte der kleine Dachs dem Fuchs
aufgeregt in dessen Bau.
„Woher wusstest du,
dass ich kommen werde?“ fragte der kleine Dachs sichtlich
verwundert. „Das fragst du dich wirklich? Alle Tiere des Waldes
sprechen über dich. Hast du das denn gar nicht gewusst?“ „Nein,
habe ich nicht. Ich bin hier, weil...“
„...du bist hier, weil du
wissen willst, wer du eigentlich bist!“, vollendete der Fuchs den
Satz des Dachses. „Ja...Nein, also ich bin hier, weil ich nicht
weiß, was eigentlich meine Lieblingsbeschäftigung ist!“
„Genau,
und da du das so offensichtlich nicht weisst, scheinst du dich selber
nicht sonderlich gut zu kennen. Das was du tust ist Folgendes: Du
streifst umher, besuchst die Familien des Waldes und beobachtest sie.
Doch anstatt ihnen zuzuhören und mal zu versuchen zu verstehen, was
sie eigentlich glücklich machst, gibst du ihnen keine Chance. Im
Gegenteil, du verhöhnst sie und machst dich über sie lustig, ohne
eigentlich zu wissen, über was du dich da so amüsierst!“
„Aber,
aber die haben doch auch alle komische Dinge betrieben, ich meine auf
einem Baum zu sitzen...!“
„Hast du es einmal ausprobiert, kleiner
Dachs?!“ fuhr der alte Fuchs ihn an. „Hast du einmal etwas von
dem versucht, was die anderen scheinbar mit Freude tun?"
„Nein, habe
ich nicht, aber das muss ich auch gar nicht, denn...“
„Ach das
musst du gar nicht?! Du hast das Recht, dich über Dinge lustig zu
machen, von denen du eigentlich gar keine Ahnung hast?! Natürlich,
denn sich über etwas lustig zu machen und etwas in Frage zu stellen,
ist nämlich auch viel leichter, als sich selbst zu fragen, was einen
glücklich macht! Denn wie du siehst: genau das ist jetzt dein
Problem. Du kennst dich nicht und du weisst nicht, was dich glücklich
macht! Da sind dir alle Tierfamilien, die du besucht und verspottet
hast, ein großes Stück voraus!“
Während der Rede des Fuchses
immer kleinlauter geworden, traute sich der kleine Dachs zunächst
gar nichts zu sagen und dachte über die Worte nach. Nach einer Weile
sprach er mit leiser Stimme:
„Vielleicht hast du ja Recht...ich
habe den Familien wirklich keine Chance gegeben...aber diese Einsicht
löst noch nicht mein eigentliches Problem: Woher weiss ich, was mich
glücklich macht?“ sprach der kleine Dach und sah dabei sehr
traurig drein.
„Nun, das eine hängt eng mit dem anderen
zusammen!“, sagte der Fuchs. „Ich gebe dir folgenden Rat: Mache
dich auf zu einer langen Reise. Gehe Wege, die du noch nie zuvor
gegangen bist, wähle Pfade, die dir fremd erscheinen und schlage sie
ein. Jedem Tier, dem du auf deiner Reise begegnest, schenkst du ein
offenes Ohr, wenn du sie fragst, was sie glücklich macht und womit
sie ihren Tag zu füllen pflegen. Und du wirst ihnen nicht nur genau
zuhören, du wirst weiterhin Folgendes tun: du bittest sie, dass du
an der Tätigkeit, die sie glücklich macht, teilhaben kannst. Du
wirst alles ausprobieren, was sie tun. Und du wirst diese Tätigkeiten
ohne Hohn und Vorurteil ausüben und erst danach in Ruhe darüber
urteilen, ob es dir Spaß gemacht hat oder nicht. Hast du das
verstanden kleiner Dachs?“ sprach der Fuchs mit ernster Stimme.
„Ja, das habe ich verstanden!“ erwiderte der Dachs. „Vielen
Dank für deinen Rat, ich werde mir große Mühe geben, ihn zu
befolgen.“
So machte sich der kleine
Dachs auf die Reise. Er ging Wege, die er noch nie zuvor gegangen war
und er wählte Pfade, die ihm fremd erschienen. Genau so, wie es ihm
der Fuchs geraten hatte.
Da begegnete er einer
Schlange.
„Hallo!“, sagte der Dachs. „Darf ich dich um etwas
bitten? Ich würde dich gerne fragen, was dich eigentlich glücklich
macht!“ sprach der Dachs.
„Das ist aber eine sehr persönliche
Frage.“ antwortete die Schlange verwundert, „aber ich will sie
dir dennoch beantworten: ich liebe es, mir die Sonne auf die Haut
scheinen zu lassen und mich durch das hohe Gras zu ringeln. Auch mag
ich es, wenn ich warme Erde an meinem Körper spüren kann.“
„Aber
das ist doch völlig bescheuert...!“, wollte der Dachs gerade
erwidern, als ihm die weisen Worte des Fuchses wieder in den Sinn
kamen und er stattdessen antwortete: „Hättest du was dagegen, wenn
ich dich mal einen Tag begleite und wir diese Dinge, von denen du
eben erzählt hast, mal gemeinsam ausprobieren würden?“
„Aber
nein, warum sollte ich was dagegen haben? Ich freue mich doch, wenn
ich anderen zeigen kann, was mich glücklich macht!“ So verbrachten
der Dachs und die Schlange einen Tag zusammen und sie sonnten sich
und die ringelten sich im Gras und sie fühlten wie wohlige Wärme
des Erdbodens an ihren Körpern. Am Ende des Tages bedankte sich der
Dachs bei der Schlange für den schönen Tag und setzte seine Reise
fort.
Am nächsten Tag traf er
auf eine kleine Entenfamilie.
Erneut trug er sein Anliegen vor und auch die Entenfamilie reagierte wie einst die Schlange. So verbrachte der Dachs den Tag damit, zu schwimmen und am Ufer zu liegen und zu tauchen, denn das waren die Dinge, welche die Enten glücklich machte. Auch am Ende dieses Tages bedankte sich der Dachs bei der Familie und machte sich wieder auf den Weg.
Erneut trug er sein Anliegen vor und auch die Entenfamilie reagierte wie einst die Schlange. So verbrachte der Dachs den Tag damit, zu schwimmen und am Ufer zu liegen und zu tauchen, denn das waren die Dinge, welche die Enten glücklich machte. Auch am Ende dieses Tages bedankte sich der Dachs bei der Familie und machte sich wieder auf den Weg.
So erlebte der kleine
Dachs viele Dinge: er flitzte mit den Eidechsen um die Wette, er
klopfte mit den Spechten ,so dass jedermann es hörten konnte, er
kletterte mit den Gemsen, bis ihnen schwindelig wurde und er schlich
mit den Schnecken so langsam, dass sie fast auf der Stelle blieben.
Nach diesen vielen
schönen und aufregenden Erlebnissen zog langsam der frühe Winter
ins Land und der kleine Dachs machte sich auf den langen Heimweg
zurück in seinen Wald. Auf dem Rückweg machte er noch einen kleinen
Umweg, um den Fuchs zu besuchen. Dieser hatte ihn schon erwartet und
war gespannt auf die Geschichten, die ihm der kleine Dachs zu
berichten wusste. So erzählte der kleine Dachs von den großen und
kleinen Abenteuern, den neuen Erfahrungen und den Eindrücken, die er
auf seiner Reise gewonnen hatte. Dem Fuchs entging das Leuchten in
den Augen des Dachses nicht, als dieser von seinen Erlebnissen
berichtete. Es war, als würde ein gänzlich neuer Dachs vor ihm
sitzen, der nichts mehr mit dem Dachs zu tun hatte, der vor dem
Sommer seinen Bau verließ, um sich auf die Reise nach sich selbst zu
machen.
„Und?“, sprach der
Fuchs, „hast du nun verstanden, warum ich dich auf diese Reise
geschickt habe?“, wohlwissend darüber, was wohl die Antwort sein
würde.
„Ja, das habe ich“ sprach der kleine Dachs. „Ich habe
verstanden, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss, um glücklich
zu sein. Und dass es wichtig ist, dass diese Wege zwar verschieden
sein mögen, dass sie aber alle einen gleichen Endpunkt besitzen: das
Glück so zu leben, wie man es sich selbst aussucht. Niemand soll
aufgrund seines Weges verurteilt oder verspottet werden, denn
überhaupt einen Weg zu haben, der auf ein Ziel hinführt, darin
liegt die Kunst des Lebens. Das ist nun das, was ich verstanden habe.
Und dadurch, dass ich viele verschiedene Wege gegangen bin, war es
mir nun möglich, auf diesen Wegen Erfahrungen zu sammeln, die es mir
nun ermöglicht haben, meinen eigenen Weg zu finden!“
Und der Fuchs sah im
Leuchten der Augen des Dachses, dass dieser es auf seiner Reise
geschafft hatte, den Anfangspunkt seines eigenen Weges zum Glück zu
finden und dass er in Zukunft das Wissen und die Kraft besitzen
würde, diesen Weg bis zum Ende gehen zu können.